Verkaufsoffene Sonntage – die Menge macht’s

Wer kennt es nicht? Gerade als Student. Man hatte eine vollgepackte Woche voller Vorlesungen, Projektarbeiten, Lernen und dann auch noch Sport und soziale Kontakte pflegen…und vor lauter Stress hat man den Einkauf, den man schon die ganze Woche vor sich hergeschoben hat, komplett vergessen. Und jetzt ist es Sonntag, man wacht mittags nach einer langen Partynacht auf und der Kühlschrank ist komplett leer und selbst das Klopapier in der Toilette fehlt, herzlichen Dank an die Mitbewohner! Die Läden haben natürlich zu und man wünscht sich einfach nur, dass heute einer dieser „Verkaufsoffenen Sonntage“ wäre.

Doch was hat es mit diesen eigentlich auf sich? Und warum sind sie so umstritten? Das Ladenöffnungszeitengesetz gewährt jährlich vier verkaufsoffene Sonntage pro Stadtteil. Als Voraussetzung muss jedoch ein Anlass genannt werden, wie beispielsweise ein Straßenfest oder ein Weihnachtsmarkt. Traditionell ist der Sonntag für die Christen jedoch ein Ruhetag, an dem nicht einmal Wäsche gewaschen oder geputzt werden soll, somit sind verkaufsoffene Sonntage für die katholische Kirche natürlich unvertretbar.

Doch ist es gerechtfertigt, dass eine solch veraltete Weltanschauung in dem heutigen multikulturellen Deutschland ein immer noch so fester Bestandteil der Gesetzgebung ist? Im Zeitalter von Online Shopping stellen geschlossene Läden in den Einkaufsstraßen keine wirkliche Hürde gegen den tagtäglichen Konsum dar. Welche Argumente sprechen trotz allem gegen verkaufsoffene Sonntage in NRW & co.? An erster Stelle kämpfen die Gewerkschaften gegen eine weitere Lockerung des Gesetzes bezüglich verkaufsoffener Sonntage. Laut Ihnen liegt es nicht im Interesse der Beschäftigten weitere verkaufsoffene Sonntage zu erlauben. Nun kann man aus einer Sicht der Dinge sagen, dass manche Beschäftigten es befürworten würden einen zusätzlichen, besser bezahlten Arbeitstag zu haben, aus anderer Sicht muss man den Gewerkschaften natürlich zustimmen, dass Viele es vorziehen würden sonntags frei zu haben. Somit stellen verkaufsoffene Sonntage durchaus ein Problem für die Arbeiter dar.

Ein nicht außer Acht zu lassender Punkt ist ebenfalls die umstrittene Frage, ob es tatsächlich profitabel für die Händler ist, sonntags offen zu haben, oder ob die Einzigen Profiteure die Großhändler sind. Für Großhändler stellt es keinerlei Probleme dar, genug Personal an einem Sonntag zu haben, für Familienbetriebe jedoch kann dies bedeuten den einzigen freien Tag der Woche aufzugeben, um mit dem Wettbewerb mithalten zu können. Für manche Kleinbetriebe lohnt es sich auch nicht an einem Sonntag offen zu haben und sie würden ganz von der Bildfläche verschwinden. Alles nur um mit dem Online-Handel mithalten zu können, welcher eigentlich so oder so unaufhaltsam an den Händlern vorbeizieht, da es schließlich auch keine geregelten Öffnungszeiten im Internet gibt. Oder ist das der nächste Schritt nach den verkaufsoffenen Sonntagen?

Andererseits muss man natürlich einräumen, dass es sich nur um eine sehr geringe Anzahl an Sonntagen handelt, welche tatsächlich verkaufsoffen sein sollen. Man muss sich somit die Frage stellen, ob diese tatsächlich so tragisch für die Betroffenen sind oder ob es sich um ein paar besondere Anlässe handelt, welche durchaus vertretbar sind. Die Gewerkschaften bemängeln zwar, dass die Entscheidungen darüber, ob ein Anlass als Grund gilt oder nicht durchaus willkürlich sind, jedoch darf man nicht außer Acht lassen, dass ein Maximum von vier Sonntagen, ob sinnvoller Anlass oder nicht, eine zu große Anzahl verkaufsoffener Sonntage bereits verhindert.

Meiner Meinung nach sollte man die bestehende Regelung von vier verkaufsoffenen Sonntagen pro Jahr beibehalten, sie jedoch nicht ausweiten, da dies nur dem Großhandel und nicht den kleinen Läden Profit bringen würde. Vier Sonntage im Jahr finde ich jedoch eine durchaus vertretbare Menge an verkaufsoffenen Sonntagen, welche vor allem nicht durch die Kirche beeinflusst werden sollte, da diese eine sehr veraltete Vorstellung der heutigen Arbeitswelt hat und in keiner Weise an die neuen Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst ist. Somit muss man sich wohl oder übel damit abfinden, dass die Läden an den meisten Sonntagen geschlossen haben und man auch als Student seinen Einkauf dementsprechend planen sollte, damit es nicht zu Engpässen gegen Ende der Woche kommt.

Ein Aufsatz von Leonie Friedrich